Rundum 2013: Nur einer kam durch

Schon während der Anreise wurde sämtliche Wetterportale abgefragt. Die miese Prognose hat sich über die ganze Woche nicht verbessert. Beim Frühstück am Freitag wurden Überlegungen über Sinn und Unsinn solcher Veranstaltungen angestellt. Christian und ich waren hochmotiviert, schließlich kommt es nie so schlimm, wie man befürchtet...naja....

Den ersten Blick auf den See bekamen wir am Freitag am frühen Nachmittag vor der Überführung unseres Renners von FN nach Lindau: stramme 5-6 Bft, der See grün, Regen. Es flaute etwas ab, wir waren dennoch nur mit der kleinen Genua in 1:50 Stunden in Lindau. Schon das erste Mal eingeweicht, beschlossen wir auf jeden Fall alles anzuziehen, was wärmt und wasserabweisend ist: Mützen, Handschuh, Skiunterwäsche und, in meinem Fall, zwei Lagen Ölzeug!

Schuft

Schuft mit kleiner Genua vor dem Start

 

Nach der Einführung von Meeno Schrader legten wir unsere Route auf die Schweizer Seite. Start um 19.30 Uhr am Fass, angezogen wie die Michelin-Männchen, bester Dinge und nicht zuviel Wind. Mit vollem Groß und kleiner Genua waren wir gut unterwegs. Die Route an der Schweizer Seite fühlte sich gut an, wir kamen gut weg. An der Rheinmündung stellt es wie schon so oft bei dieser Veranstaltung ab. Wir verholten uns dicht unter Land und erfreuten uns über unseren geringen Tiefgang, einige tiefgehende moderne Renner saßen im Schlick. Wir hielten uns zunächst unter dem Ufer, konnten bald die erste Tonne anliegen. Der direkt Weg führte uns gefühlt zur Seemitte und hier begann der echt ungemütliche Teil. Es legt zu auf bis zu 28 kn Wind und die Welle kam nicht nur aus der Windrichtung. Eine zweite stärker werdende Welle kam direkt von vorne, der arme Schuft bohrte sich in eine um die andere Welle und erzitterte oft bis ins Mark. Inzwischen hatten wir gerefft und immer noch trugen wir reichlich Tuch. Hatte ich erwähnt...es regnete!

Wir hatten einiges Wasser im Schiff, wir wollten lenzen. Aus dem geplanten Beinahe-Aufschießer wurde eine amtlich Patentwende (mein Fehler!). Bis die Genua auf der anderen Seite und die Backstag gelöst war, haben wir zwei Mal ordentlich Wasser gefasst. Wir haben das Vorsegel weggerollt und gelenzt. Nach 15 Minuten, eine gefühlte Ewigkeit, ging es weiter. Das Blinklicht von Romanshorn hatten wir schon eine Weile ausgemacht, nach einem weiteren Holeschlag waren wir gegen Mitternacht endlich da. Von da an wollten wir uns dicht unter Land halten. Mit reichlich Druck und geschrickten Schoten donnerten wir die schweizerische Küste entlang. Es fühlte sich unglaublich schnell an, für unsere Verhältnisse ging's mit 7,5 kn und ohne Welle zügig Richtung Konstanz.

Schuft2

Der Schuft verschwindet im Regen und taucht 13 Stunden später als einziger 45er wieder vor Lindau auf.

 

Weiterhin dicht unter Land machten wir uns in Richtung ÜB auf. Inzwischen wehte es mit leichteren 2-3 Bft., ausgerefft waren wir gut angezogen. Kurz vor ÜB stellte es kurz ab, aber eben nur kurz. Erinnerung an frühere Rundum's, wo wir uns stundenlang hin und wieder zurückgequält haben, wurden wach. Diese mal waren wir schnell wieder raus. Ach ja...es regnete. Irgendwann musste da doch mal eine Regenpause kommen. Meine Wünsche wurden erhört. Kurz nach Staad regnete es eine halbe Stunde lang nicht.

Kurz nach Konstanz wurde aus dem Süd-Südwest ein klarer leichter Westwind. Wir setzten den Spi und glitten durch die kalte Nacht, die so kalt gar nicht war. Zu unserer großen Überraschung kamen uns mehr  Schiff entgegen als in unserer Richtung unterwegs waren.

Der herrlich Spigang war im Morgengrauen kurz vor Romanshorn zu Ende. 50 m nördlich zog ein Konkurrent an uns vorbei. Wir standen still, umlaufende Lüftchen beschäftigten uns ohne uns voran zu bringen. Quälend langsam ging's Richtung Seemitte wo kleine Windfelder auflagen. Irgendwie zwei Stunden lang Friedrichshafen querab. Es etablierte sich mit jedem Meter den wir ins Richtung Osten arbeiteten ein Südost. Inzwischen hatten wir schon eine ganze Weile die große Genua oben, kurz nach Langenargen fuhren wir wieder los. Die auffrischende Luft zog uns Richtung Ziel. Vier Mann auf der Kante, das Ziel vor Augen, gut dabei...aber irgendwas war anderes.

Es hatte aufgehört zu regnen - tatsächlich. Dar war sogar ein Stück blauer Himmel über FN gesehen worden, herrliches Segeln. Auf den letzten Seemeilen legte der Wind nochmal zu, die letzten Meter absolvierten wir ohne Genua, glücklich ohne weiteren Guß ins Ziel gekommenen sein.

Crew

Die trockengelegte Siegercrew

Ich kann mich nicht erinnern schon mal so ausgiebig vollgeregnet worden zu sein. Gibts das Wort? Ich fühlte mich so. Echt schön wenn alles wieder trocken ist. Dennoch -schön war's, wir kommen wieder und freuen uns auf Hard!

Silvio Schobinger
Schuft V P 201

Ergebnis Rundum 2013