Rund um 2010

Schufterei um den Bodensee



Der Bodensee zeigte sich von seiner freundlichen und schönen Seite. Die Anreise nach Lindau mit leichter Backstagsbrise und sommerlichen Temperaturen, der dann aufkommende Nordöstler zusammen mit swingender Blasmusik, kühlem Bier und Schnitzelwecken regten die Sinne an und weckten die Vorfreude.

Obgleich der Wetterbericht leichte Luft vorhergesagt hatte, mochte Mann und Frau nicht glauben, dass es wieder so mühselig werden würde wie letztes Jahr. Solche Gedanken werden von dem frischen Nordost weggeweht.

Ungeduldig und reichlich 90 Minuten vor dem Start laufen wir aus. Reichlich Zeit, um sich auf die Verhältnisse einzugrooven. Am Zielschiff wäre der beste Platz (theoretisch), etwas südlich aber weniger Gedränge zu erwarten. Wir entscheiden uns für etwas südlich. Am Start sind wir aber nicht beim Schuss, obgleich wir die Strecke dreimal abgemessen haben, sondern 100 m entfernt. Der Wind hat schon zum Start seinen Druck verloren und dreht nach links.

Start

Nach dem Start

Schon scheint das deutsche Ufer als unsere Wahl schwerlich zu erreichen. Wir kommen langsam in Fahrt und verholen uns mit kurzen Schlägen immer wieder Richtung deutsches Ufer. Die Brise ist löcherig wie ein Schweizer Käse und das Ausspähen der Löcher und Böen hält uns bei Laune und zeitigt Erfolge. Höhe Langenargen scheinen deutlich mehr Yachten hinter uns zu sein als vor uns. Die Dunkelheit hat uns schon anfangs der Friedrichshafener Bucht erreicht, wir sind zwar die ganze Zeit Regatta gesegelt aber noch nicht weit gekommen.

Abend

Abendstimmung am deutschen Ufer

Als das Log bei der Buchtüberquerung einmal sechs (!) Knoten anzeigt, sind wir in Kaiserlaune. Diese trägt uns, zusammen mit dem Lichtermeer hinter uns, bis nach Meersburg. Kuriose Szenen ereignen sich. Schon zwei Seemeilen zuvor holt der Wind aus westlicher Richtung noch mal tief Luft, vier bis fünf Knoten sind drin, warum nur erscheint es, als würde beim Meersburger Fass alles stehen? Egal - wir können anliegen und donnern Richtung Fass. Bald wissen wir mehr - 500 Meter vor der Tonne ist Flaute, windstill. Nein nicht ganz, der Mitläufer in Luv, knapp drei Bootslängen fährt noch mit der alten Luft. Wir beschließen vom Fass wegzuwenden, um nochmal von der bewegten Luft zu kosten. Tatsächlich bringt uns das wieder in Fahrt und bis auf 100 Meter ans Fass. Der Rest ist Mühsal. Von da bis eine Meile von der Meersburger Tonne weg vergeht eine gute Stunde.

Wir treiben Richtung Fährelinie, ein für seine Windverhältnisse berüchtigtes Gebiet. Die Nacht neigt sich dem Ende zu, erfreulich viele Mitstreiter liegen in unserem Kielwasser. Noch ist uns kein Schiff entgegengekommen, zumindest nicht seit wir im Überlinger See sind. Nicht dass wir vom Blauen Band träumen, aber gefallen tut uns das schon. Die Birnau haben wir hinter uns gelassen, als die Sonne aufgeht.

Scuft

Direkt hinter uns etwas weiter unter Land fighten drei Achter (Bayern, Elfe, Edit ???) Bordwand an Bordwand, als hätten sie gerade die Startlinie passiert. Ein herrliches Bild - Spannung pur bei 0,5 Bft..

Plötzlich taucht hinter den drei Achtern die Ariadne auf. Ein Revival des letzten Jahres, als die May und die Ariadne plötzlich aus dem Nichts auftauchten und um uns rumfuhren. Trotz eifrigen Bemühens wurden wir die Kollegen nicht mehr los (Flo, du machst mir Angst!).

Überlingen

Kurz nach der Überlinger Tonne, die in der Flaute liegt. Lotos und Schuft vor Wallhausen


Nach etwas über 12 Stunden runden wir das Überlinger Fass - kann also noch was werden. Wir setzten auf Thermodynamik.

Nach endlosen Stunden kamen wir in einer Phase mit segelbarem Wind wieder über die Fährelinie, zunächst mit der Ariadne im Kielwasser, dann mit derselben im Genick und schließlich konnten wir ihre Heckansicht genießen.

Meersburg und Romanshorn sind sehr weit voneinander entfernt! Irgendwann auf halber Strecke setzten an Bord die Berechnung über notwendige Durchschnittsgeschwindigkeiten, bei welchen Windrichtungen und Windstärken ein. Gegen 16.00 Uhr wird die Beschlusslage ausgefeilt. Wenn 5 Knoten durchschnittlicher Bootsspeed notwendig sind, um innerhalb des Zeitlimits im Ziel zu sein, und noch nix zu erkennen ist, wollen wir abbiegen. Von Aufgeben wollen wir nicht sprechen, eher eine Vernunftentscheidung. Um 16.48 Uhr haben wir noch 13,8 sm auf direktem Weg zu segeln, dabei haben wir die Tonne in Romanshorn noch nicht einmal geortet. Feierabend!

Hinter uns finden wir kaum noch Regattateilnehmer. Aber siehe da, die Lotos hatte sich heimlich herangemacht - die neue Besetzung scheint aus Kämpfern zu bestehen. Großartig! Die Platzierung aus unserer Sicht: Ariadne vor Schuft vor Lotos vor May.

Bei unserer telefonischen Abmeldung sind 22 Schiffe im Ziel. Es werden am Ende 25. Unser Neuer Leihmotor versagt den Dienst. Der 75er Tümmler nimmt uns auf den Haken direkt in unseren Heimathafen nach FN. Danke Mann!

Schade, dass wir nicht ankamen. Der Wetterbericht hätte ein Abkürzung in Meersburg nahegelegt. Nicht für die 25, die angekommen sind - aber die segeln ohnehin in einer anderen Klasse. Alternativ könnte man das Zeitlimit auch abschaffen, wir sind dabei.

Dank vorzüglichem Futter (Danke AJ und Oli), kühlem Bier (und Radler) bis zum Schluss, frisch gebrühtem Espresso und geschäumter Milch
konnten wir die "Durststrecken" überbrücken und die köstlichen Segelmomente genießen.

Wie immer - wir kommen wieder. Bis nächste Wochenende in Hard!

P201, Schuft V, Silvio mit Berliner Crew auf der Autobahn gen Norden