Bericht: Ost-West-Regatta 2008

Finea und Lotos

Beim Abholen der Segelanweisungen am Freitagabend (1. 8. 2008) im Bregenzer Segelclub regnete es, aber der Wetterbericht versprach Besserung. Und er sollte Recht behalten.

Zwar nieselte es am Samstagmorgen beim Abdecken der „Siesta“ noch leicht, aber die Sonne und Südwind setzten sich immer mehr durch. Meine zweite Regatta im 45er konnte beginnen. Beim Entlangfahren der Startlinie dann die Frage: In Luv starten und mit Spi Richtung deutsches Ufer oder in Lee und mit einem leichten Schrick und großer Genua seemittig sich zuerst einmal freisegeln?

Da wir nur zu zweit – meine Frau Elisabeth und ich – auf dem Boot waren, entschied ich mich für möglichst wenig Arbeit, also Variante zwei und ohne Spi. Trotzdem knüpfte ich die Spischoten einmal an, man konnte ja nie wissen…  Wenn man einige Jahre des Renovierens hinter sich hat, versucht man ohne Schaden durch das Getümmel zu kommen, das heißt also sich möglichst von allen freizuhalten. Nun wurde es Zeit die Genua aufzurollen, aber natürlich hatte ich die Spischot wieder einmal über der Genuaschot angeknüpft. Trotzdem glückte der Start nicht schlecht, die Bootsgeschwindigkeit passte und es machte richtig Spaß an diesem schönen Morgen bei herrlichem Südwind zu segeln. Einen idealen Start erwischte Resi, der in Lee und deutlich voraus war. Nachdem mich ein anderer Regattateilnehmer einige Zeit blockiert und doch ziemlich weit nach Luv gedrückt hatte, bevor ich ihn überholen konnte, versuchte ich mir im Feld einen Überblick zu verschaffen. Und da staunten wir nicht schlecht, denn wir lagen ziemlich weit vorne, Resi und ein zweiter 45er, die Ariadne, waren inzwischen auch hinter mir. Bei der Rheinmündung trafen wir dann auf die „Finea“, „Obadjah“ und „Lotos“.

Siesta, P202

Der Wind wurde deutlich schwächer, aber das war für uns eher ein Vorteil, denn bei viel Wind habe ich noch große Probleme das Rigg ordentlich hinzutrimmen. Die Bootsgeschwindigkeit war immer noch sehr gut und ich konnte meinen Vorsprung vergrößern. Die deutsche Seite war für uns inzwischen unerreichbar, denn der Wind war einfach zu löchrig. Auch sah das Wolkenbild über dem Schweizer Ufer viel versprechend aus, so dass man auf Wind hoffen konnte. Vor Arbon dann noch ein günstiger Winddreher, war dieses Jahr das Schweizer Ufer die richtige Entscheidung? Aber erstens kommt es anders, zweitens als man denkt. Höhe Romanshorn frischte der Wind auf. Juchu! Wenig später frischte er noch mehr auf. Die „Siesta“ legt sich aufs Ohr und segelte zeitweise waschbordbug. Oje! Eine Kreuz ist jetzt für zwei Leute auf dem 45er ohne selbstholende Winschen eine ganz schön schweißtreibende Arbeit. Die Wenden wurden immer ungenauer, andauernd hatte ich jemanden in Luv,  mein Kurs war viel zu nahe am Schweizer Ufer, der Trimm stimmte hinten und vorne nicht mehr…  und so verringerte sich der Vorsprung auf meine Verfolger immer mehr. Endlich schafften wir es, um das Horn vor Bottighofen, „Finea“ und „Obadjah“ waren schon ziemlich nahe auf Kampfposition gekommen. Aber der Wind hatte ein Einsehen und flaute wieder ein bisschen ab, sodass der Trimm wieder halbwegs zum Stimmen kam. Jetzt noch einmal volle Konzentration aufs Ziel, möglichst allen Windlöchern, die jetzt doch immer wieder kurz auftraten, ausweichen, alle Winddreher mitnehmen, aber es war nicht zu verhindern, dass uns vom deutschen Ufer scharenweise Boote überholten. Leider auch zwei 45er, nämlich die „Ariadne“ und die „May“, welche die Plätze 1 und 2 belegten. Viel länger hätte die Regatta auch nicht mehr gehen dürfen, denn die „Finea“ war schon bedenklich nahe gekommen und wollte unbedingt diesen Bericht schreiben.

Auch nach dem Zieleinlauf hielten Wind, Sonnenschein und  Badetemperatur noch an, sodass sich viele einig waren:

Wieder einmal ein Traumtag am Bodensee!

Heinz Ewald, P202, Siesta

Eine kurze Anmerkung zur Ost -West 2008 aus meiner Sicht:

Wer um 8:oo Uhr bei der nördlichen Startlinienbegrenzung starten wollte, traute seinen Augen nicht: Eine Gruppe von Schwimmern des Schwimmclub Lindau veranstaltete ein Wettschwimmen von Bregenz nach Lindau und so wimmelte es genau im allerhektischsten Moment der Vorstartphase von Schwimmern auf der Startlinie. Ein Skandal, wenn man bedenkt, dass beide Veranstaltungen natürlich bei den zuständigen Behörden gemeldet werden mussten. Wer hat da versagt und die Schwimmer gefährdet und Regattateilnehmer behindert?

Ein zweiter Skandal ereignete sich dann am anderen Ende des Sees am nächsten Morgen.

Bei der Preisverteilung versuchte der Wettfahrtleiter, sich mit einem Megaphon Gehör zu verschaffen. Das misslang gründlich, nicht nur weil er immer wieder von Durchsagen über Lautsprecher aus der Küche übertönt wurde, sondern auch weil die gesamte Preisvergabe so chaotisch ablief, dass viele Gäste das Interesse verloren und sich laut unterhielten. So kam es dann auch, dass die Preisvergabe der 45er ohne den Zweiten und Dritten stattfand, obwohl wir beide anwesend gewesen wären. Nur etwa fünf Meter vom Wettfahrtleiter entfernt hörten wir einfach nicht, dass jetzt doch schon die 45er dran waren. Dass wir die Preisübergabe versäumten, war aber nicht weiter tragisch: Es gab nämlich keine Preise. Dem Ersten, Zweiten und Dritten der 45er-Klasse wurde je eine Flasche Wein (pro Schiff! Nicht pro Mannschaftsmitglied!) überreicht mit der Erklärung, dass die Meldung so spät erfolgt sei, dass keine Preise mehr angeschafft werden konnten. Dabei habe ich die Meldestelle zwei Tage vor Meldeschluss darüber informiert, dass unsere Klasse - so wie schon seit Jahrzehnten - eine Sammelmeldung abgeben werde. Diese Sammelmeldung verschickte ich dann pünktlich zu Meldeschluss per Mail. Wenn die Anfertigung der Preise so lange dauert, dann muss der KYC halt den Meldeschluss vorverlegen. Ganze Klassen, die rechtzeitig zum Meldeschluss gemeldet haben, mit einer Flasche Wein abzuspeisen geht einfach nicht.

Wolfgang M. Beck