Lindauer Pokalregatta 2010

Die größte Überwindung kostete die Anreise am Freitagabend oder Samstagmorgen bei strömendem Regen. Die Prognosen versprachen keine Besserung. Also schickte Wettfahrtleiter Roland Tröster die sechs 45er und die acht Lacustres bald einmal hinaus, um den West zu nützen.

Die erste Kreuz und der Vorwindgang waren noch in Ordnung, dann drehte der Wind aber auf der zweiten Kreuz so stark, dass es ein reiner Anlieger wurde. Die zu diesem Zeitpunkt in Führung liegende Schnuppe war nach rechts gefahren und musste jetzt mühsam zum Fass zurück, während alle anderen einfach zufahren konnten. Doch drei Schüsse beendeten die Leiden der Schweizer, denn Roland Tröster wollte mit dem aufkommenden Süd eine neue Wettfahrt starten. Dazu kam es aber nicht, weil auch der Süd immer flauer wurde, bis schließlich gar nichts mehr ging und die beiden Flotten zurück in den Hafen geschleppt wurden.

Dort hieß es erst einmal warten und sich um den Umsatz der Clubwirtschaft kümmern.  Als nach zwei Stunden der Schuss zum erneuten Auslaufen ertönte, folgten manche der Aufforderung nur sehr zögerlich.

Beim folgenden Start zeigte die Schnuppe mit einem gekonnt kalkulierten Steuerbordstart von Anfang an, dass mit ihr zu rechnen sei. Trotz der schwierigen Verhältnisse, wo Dreher und Löcher die Verfolger kräftig durchmischelten, blieben die Schweizer vorne und gingen nach 54 Minuten als Erste durchs Ziel, gefolgt von Schuft und May.

Schnuppe

Schnuppe sieht weißen Dunst am Pfänderhang und hört den Schuss

Diesen Erfolg wollte Miggeli beim nächsten Start gleich wiederholen. Aber die Gegner hatten dazugelernt, das mit dem Steuerbordstart ging gründlich in die Hosen. Als letzter 45er und immer noch ohne Genua ging die Schnuppe schließlich knapp vor den Lacustres über die Startlinie. „Die kann man abhaken,“ waren sich die anderen einig und konzentrierten sich nach vorne, wo sich wieder ein paar kräftige Dreher und Löcher und ander Windschweinereien ankündigten. Und während die Führenden vor der Luvtonne parkten, kam plötzlich die Schnuppe mit Turbopower von links hinten am Feld vorbeigeschossen. Die May, die ebenfalls ziemlich links lag, konnte diesen Windstrich auch nützen und zog so an Adriane und Finea vorbei und konnte als Dritte, hinter Schuft und Schnuppe, ums Fass gehen. Dann schlug wieder einmal die Stunde der gigantischen rot-weißen Blase und machte die Hoffnungen der May zunichte. Wenige Bootslängen vor dem Ziel zog die Ariadne einfach vorbei und ging als Dritte durchs Ziel.

Blase

Die rot-weiße Riesenblase: gefürchtet im ganzen Feld

Inzwischen war es fast schon 19 Uhr und alle beeilten sich, in den Hafen zu kommen, wo Schweinsmedaillons und Spätzle warteten. Wer nicht zur „Heimschläferfraktion“ gehörte, genoss das Abendessen, ein paar Bier und die Erklärungen der Schnuppe, dass das nichts mit Glück zu tun gehabt habe, als sie sich vom letzten auf den zweiten Platz katapultierten: Sie hätten links eine schwarze Wolke gesehen und gewusst, dass daraus Wind kommen müsse. An einem rundum mit unzähligen pechschwarzen Wolken verhangenen Himmel gerade die eine zu erkennen, die den nötigen Wind bringt, ist aber vielleicht doch Glück?

Am Sonntagmorgen ging zuerst einmal die Startverschiebung hoch. Manche waren Roland Tröster sehr dankbar dafür, legten sich gleich noch einmal ein Stündchen aufs Ohr und ließen den Regen auf die Persenning prasseln.

Um 12 Uhr wurde es dann aber ernst. Ein akzeptabler Nord hatte sich in der Bucht aufgebaut und mit einem wunderschönen Start, bei dem alle sechs 45er aufgefädelt auf der Linie waren, begann die Wettfahrt.

Foto Diederich

Schöner Start

Auf der Ariadne, mit Silvio als Taktiker an Bord, erinnerte man sich an die Brassfahrt der Schnuppe vom Vortag und hielt sich links, was sich als gut erwies. Auf der Schnuppe hatte offensichtlich jemand eine schwarze Wolke ganz rechts gesehen, was sie in kürzester Zeit von der Führungsposition auf den allerletzten Platz brachte. Die May versuchte ihr Glück in der Mitte und wunderte sich sehr, als sie plötzlich mit gefierten Schoten, ja fast halbraum, direkt aufs Luvfass zulaufen konnte, während alle anderen kreuzen mussten. Auch ein paar andere wunderten sich sehr, insbesondere vielleicht die Ariadne, die in führender Position ein Windloch fand, in dem sie so lange parkte, bis alle außer der Schnuppe an ihr vorbeigezogen waren. Inzwischen hatte der Wind so gedreht, dass die Luvtonne vom Lindauer Strandbad zur Bregenzer Seebühne verlegt werden musste. Als der Wind auch die neue Tonne nicht respektierte und noch weitere 30 Grad drehte, ertönten drei Schüsse, die für die meisten eine Erlösung waren.

Trotz Regen, Kälte, Treibholzfeldern, Winddrehern und Flautenphasen gelang es Wettfahrtleiter Roland Tröster und seiner Mannschaft, zwei schöne und anspruchsvolle Wettfahrten durchzuführen. Dass am Sonntag nichts mehr ging, war eben Pech. Der lang anhaltende Beifall bei der Preisverteilung zeigte ihm, dass alle mit seiner Arbeit zufrieden waren. Bedauerlicherweise war das seine letzte Pokalregatta, er möchte in Zukunft einfach nur mitsegeln. Vielleicht gelingt es ihm als Segler, die in Lindau liegenden 45er auf die Bahn zu bringen. Außer Lotos blieben sie leider im Hafen liegen.

Lotos

Die Lotos trotzte dem Wetter als einziger Lindauer 45er

Resi, P7, May

Ergebnis:

 

Ergebnis