Windspielfestspiele in Kreuzlingen

Das diesjährige Kreuzlinger Regattwochenende stand ganz im Zeichen des neuen Windspiels. Aber der Reihe nach:

Pünktlich um 12.00 Uhr stellte sich zunächst der neue Regattaleiter Lee Völker vor. Er löst unseren verdienten Teddy ab und wird in Zukunft auch den YCK auf der Bodenseewoche vertreten. Sein Einstieg gestaltete sich allerdings alles andere als einfach. Insbesondere am Samstag waren die Windverhältnisse schwierig und es hat sich kein konstanter Wind aufgebaut. Aber er hat seine Feuertaufe bravourös gemeistert und wir sind sicher, dass wir mit ihm noch viele schöne Wettfahrten erleben werden. Am Samstag bestand jedoch seine allererste Amtshandlung darin, die Flagge für die Startverschiebung zu setzen, und diese ging dann auch bis zum Sonntagmorgen nicht mehr runter. Zeit genug also, das wunderbare Badewetter zu genießen und vor allem, das neue Windspiel ausführlich zu besichtigen.

Windsp

Das neue Windspiel mit den glücklichen Eignern und Crew

Vorab kann man schon einmal sagen, dass Andy Bulang mit dem Windspiel ein Meisterstück gelang und er damit tief in die Kategorie der großen Bootsbaukunst vorgestoßen ist. Die Raffinessen und Details lassen sich kaum vollständig auflisten und daher an dieser Stelle nur ein paar der Neuentwicklungen, die uns aufgefallen sind: Zunächst werden alle Fallen und Stagen unter Deck über ein ausgeklügeltes Umlenksystem auf eine im Cockpit stehende Säule umgelenkt. So können von dort aus alle Riggeinstellungen jeweils mit Grob- und Feintrimmleinen auf das einfachste bedient und auch während des Segelns leichtgängig nachgetrimmt werden. Dementsprechend kann das Windspiel auf Winschen, Klemmen, Stopper und was es sonst noch so alles gibt, weitestgehend verzichten. Desweiteren ist zum Cockpit zu sagen, dass es im Regattamodus extrem geräumig ist, was uns besonders gut gefallen hat. Die für den Cruisingmodus sehr bequem gebauten Sitzbänke lassen sich durch einen aufwendig konstruierten Mechanismus vollständig wegklappen. Dadurch ergibt sich ein sehr breites und geräumiges Cockpit, so dass man bei Regatten bis an den Süllrand heran stehen kann und viel Platz für Steuermann, Großtrimmer, Vorschoter und Klavier zur Verfügung steht. Darüber hinaus fällt im Cockpit noch ein höhenverstellbarer Traveller auf, der sich, wie wir gelernt haben, wiederum in „race mode„ wie im cruising mode“ fahren lässt. Im Ergebnis fallen dadurch ein sehr „aufgeräumtes“ und schlichtes Deck sowie wenige Funktionen auf dem Kajütdach auf, was zur Folge hat, dass von außen nicht zu sehen ist, wie viel Hightech in diesem Schiff steckt. So befindet sich z.B. auch der Elektromtor gewichtsoptimiert unter dem Cockpitboden. Man kann sich eigentlich gar nicht vorstellen, wie sich dort noch eine Maschine einbauen lässt, aber es geht. Weiter fällt auf, dass die Püttinge deutlich nach innen versetzt wurden. Dementsprechend kann das Windspiel seine Genua viel enger schoten, was ihr auf der Kreuz vermutlich einiges an Höhe einbringen wird. Abgesehen davon ist auch das gesamte Unterwasserschiff völlig neu gestaltet. Ein frei stehendes Ruder und ein getrennter Lateralplan sind die Waffen, die uns vor allem bei stärkeren Winden noch das Fürchten lernen werden. Darüber hinaus sagte uns Andy noch, dass auch das Hauptkielgewicht sehr tief in dem 1,20 m tiefen Kiel angebracht ist. Wie er das genau gemacht hat, hat er allerdings sichtbar schmunzelnd für sich behalten.

P73

Die "Schaltzentrale"

Dies sind aber nur die auffälligsten Innovationen, die in der P73 stecken. Das auf der Basis der traditionellen Schale komplett neu gebaute Schiff steckt voll mit unglaublichen Detaillösungen ausgeführt in höchster Bootsbaukunst, wozu man Andy Bulang nur gratulieren kann.

P73

Läuft auch ohne Wind: Windspiel, P73

Nun aber zurück zum Regattaprogramm. Nachdem es am Samstag keine Wettfahrt mehr gab, blieb uns dafür ausführlich Zeit, uns in gewohnt sportlicher Runde auf den kommenden Wettfahrttag vorzubereiten. Wo sonst als im YCK und der wie immer phänomenalen Paella, gepaart mit toller Gastfreundschaft und super Atmosphaere könnte das besser gelingen. An dieser Stelle daher auch einen riesen Dank an das ganze Team vom Yachtclub Kreuzlingen, der wie immer ein spitzen Gastegeber war. Bleibt also nur noch zu sagen, dass sich beim Abendprogramm alle teilnehmend 45er für das sonntägliche Medalrace qualifiziert haben. Denn wie immer haben wir mit freundlicher und geduldiger Unterstützung von Michael Good, der für uns den Spätdienst übernahm, und nicht die Lacustre oder die neu in Kreuzlingen dazugestoßenen 6er das Licht auf der Terrasse ausgemacht.

Schelm

Schuft und Schelm kämpfen um Platz 2 und 3, Butz landete auf Platz 7

Am Sonntagmorgen war es dann aber endlich soweit. Es wurde tatsächlich auch gesegelt in Kreuzlingen. Ein zunächst leichter Ostwind, der im weiteren Verlauf zunehmend auffrischte, stand konstant und die Wettfahrtleitung fackelte nicht lange. Die Bahn war ruck zuck gelegt und auf ging es zum ersten Lauf, in dem die Welt für uns alle noch in Ordnung schien. Argo mit starkem Start und fehlerfreiem Lauf auf 1., Schuft auf 2. und Windspiel auf 3. Wir gaben nach Führung am ersten Luvfass pro Runde einen Platz ab und landeten auf 4, was bei uns die Befürchtung bestätigte, dass man zu dritt auf Grund fehlender Hände bei einer 45er Regatta einfach unterbesetzt ist. Dennoch schien es zunächst so, dass das Windspiel für uns andere noch kontrollierbar ist. „Leider“ verlief die Lernkurve bei Mario und seiner Mannschaft aber offensichtlich sehr steil. Im zweiten und dritten Lauf dann nämlich ein anderes Bild. Windspiel zeigt uns, wo der Hammer hängt, und fährt zwei unangefochtene erste Plätze. Sauber gesegelt und „leider“ auch mörder schnell. Wir anderen kämpfen dahinter um die verbleibenden Podiumsplätze.

Schuft

Silvio freut sich schon auf Überlingen

Wer schafft am Ende Platz zwei? Eigentlich hätte es die Argo verdient. Allerdings zeigte sich Susanne sehr großherzig und stürzte sich im dritten Lauf am Luvfass für uns in die Fluten und bescherte Argo damit einmal die volle Punktzahl. Shit happens, aber Gott sei Dank war sie schnell wieder an Bord und es ist ihr nichts passiert. Pech für die Argo, Glück für uns anderen, denn damit schaffen wir noch den Sprung auf das Treppchen und Schuft den zweiten Platz. Besondere Anerkennung gebührt dabei Fredy Schobinger. Wir Schelme ziehen den Hut vor seiner Leistung und wünschen uns, dass auch wir in 40 Jahren noch so zackig um die Bojen rauschen können. Unser Fazit: Die Windspielfestspiele haben begonnen. Wir gratulieren Sabine und Mario zu ihrem super schönen Schiff und freuen uns einen so tollen 45er auf der Bahn zu haben.

Die Schelme, P82

Ergebnis