Dramatisch war es in Kreuzlingen dieses Jahr schon, bevor die Regatta überhaupt begonnen hatte: Stürme mit orkanartigen Böen waren für Freitagabend vorhergesagt, den ganzen Nachmittag gab es Vorsichtsmeldungen im Radio. Allerdings waren, als es dann wirklich losging, alle 45er schon im Kreuzlinger Hafen und so schlimm wie vorhergesagt wurde es auch nicht. Die Temperaturen stürzten allerdings in der Nacht von 32° auf 12° und heftige Gewitter ließen den ganzen Hafen erzittern.
  Langsam, langsam erwachte dann der Kreuzlinger Klub im Laufe  des Samstagvormittags zum Leben. Trotz immer wieder durchziehender Regenschauer  und drehender Winde wurde nach der Steuermannsbesprechung ausgelaufen. Kaum war  die Startlinie gelegt, kam es wieder zu einem heftigen Dreher, der zu einem  Massenfrühstart der Lacustres führte. Die 45er starteten etwas disziplinierter  und die Finea konnte auf einem etwas einseitigen Kurs bei drei Beaufort das  volle Speedpotential ausschöpfen und zeigte mit einem Laufsieg, dass dieses  Wochenende sehr wohl mit ihr zu rechnen sei.

Den Schuft im Nacken kann man sich solche Spimanöver nicht leisten!
  Die Tonnen wurden verzogen und gleich wurde der zweite Lauf  gestartet. Auf der ersten Kreuz riss auf der May ein Beschlag an der Gaffelnock  und sie musste das Groß bergen und den Beschlag wieder notdürftig fixieren.  Während der halben Kreuz konnte sie nur mit Genua fahren. Groß war daher das  Staunen der anderen, als die May zweites Schiff an der Tonne war. Diese Platzierung  konnte sie (auch wegen einiger Missgeschicke auf dem Schuft und der Schnuppe)  bis ins Ziel halten und so ging sie als Zweite hinter (eh klar!) Finea durchs  Ziel. 

Wie das Wetter wechselten auch die Platzierungen: Finea konnte diese Wettfahrt noch gewinnen!
  Nicht nur die Regenschauer hielten an, auch der Wind hielt,  und so konnte ein dritter Lauf gestartet werden. Der Sieg ging an (eh klar!)  die Finea. So konnten die Leute von der Finea am Abend drei Laufsiege feiern. 
  Oder besser: hätten feiern können, wenn nicht der  Kälteeinbruch und das Kreuzlinger Hafenfest den üblichen Hock auf der  Yachtclubterrasse ausfallen lassen hätten. So standen die Segler in  vereinzelten Grüppchen vor der Festhalle.  Jeder kaufte sich schnell eine Wurst und ein  Bier (zu mehr reichte es den meisten nicht, nachdem der Franken eins zu eins  zum Euro gerechnet wurde!) und nach kurzer Zeit waren alle so durchfroren, dass  sie sich überall hin zerstreuten, wo man sich mehr als 10° erwarten konnte. So  folgte einem tollen Segeltag ein eher frostiger und frustiger Abend.
  Am Sonntag waren daher fast alle ausgeschlafen, außer  Christian, der vorsorglich seine Matratze und seinen Schlafsack wie in den  Jahren zuvor im Dachboden ausgebreitet hatte, aber in der Nacht dann vor einem  verschlossenen Clubhaus stand. So musste er sich auf die harten Bretter der May  legen und mit einer Genua zudecken und konnte nur von seinem warmen Schlafsack  und der weichen Matratze träumen. Und außer Mufti, den nach einem "Ausrutscher" mit nachfolgendem Sturz in das Cockpit in der Nacht Schmerzen plagten, was ihn aber nicht daran hinderte, auf der May wieder sein Bestes zu geben. Später stellte sich dann heraus, dass zwei Rippen gebrochen waren! 
  Aber kurz nach dem Frühstück ging es wieder aufs Wasser, wo  sich bei Sonnenschein alle wieder aufwärmen konnten und sich auch bald einmal  ein thermischer Ost aufbaute. Der wurde sofort für die vierte Wettfahrt genützt,  die aber, weil der Wind zwischenzeitlich einzuschlafen drohte, abgekürzt werden  musste. Als Erste ging in diesem Lauf ausnahmsweise nicht die Finea durchs  Ziel. Die May hatte nach einem sauberen Start einen Dreher goldrichtig erwischt  und war schon am Luvfass kaum zu überhören, als sie als erster 45er mitten  unter den fünf Minuten vorher gestarteten Lacustres den Spi ziehen konnte. Und der  Umstand, dass Lacustres immer, wenn ein 45er ihnen zu nahe kommt, zu heftigen  und unsinnigen Luvkämpfen neigen, hielt der May den hartnäckigen Verfolger  Schuft solange vom Hals, bis die Ziellinie erreicht war und ein Schrei, der  wohl im ganzen Konstanzer Trichter zu hören war, es allen klar machte: Die May  hatte einen Laufsieg errungen.

Zieleinlauf der vierten Wettfahrt: Finea, Butz und Schnuppe unter Lacustres
  Der Wind erholte sich wieder und so konnte unmittelbar  darauf die fünfte und letzte Wettfahrt gestartet werden. Als dann die 45er  starten wollten, machte er allerdings wieder eine Pause, sodass es nur mühsam  über die Linie ging. Dann aber wurde der Ost immer konstanter und die letzte  konnte wieder als Vollwettfahrt ausgetragen werden. Gesiegt hat in diesem Lauf  (eh klar!) die Finea, die dieses Wochenende eindeutig dominiert hat. 

Vier von fünf Läufen gewonnen: Finea, P126
Und das Geheimnis des Erfolgs? Andi Bulang hatte vor dem Wochenende tief in seinem Keller gegraben und die erste Garnitur Segel, die seiner Finea nach der Restaurierung verpasst worden war, herausgekramt. Weißes Dacron! Die Finea war nicht wiederzuerkennen, und das in jeder Beziehung.
  Resi, P7, May 
