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Die Geschichte der Beowulf - P146

>Die Geschichte des 45er Nationalen Kreuzers Beowulf

Beowulf wurde im Jahr 1924 nach Plänen des Konstrukteurs Paul Franke auf der Luft-Fahrzeug werft GmbH Stralsund  gebaut. Das Schiff erhielt am 2.Oktober 1924 seinen ersten Messbrief vom Germanischen Lloyd in Berlin ausgestellt. Beowulf gehörte damals einem Herrn Direktor Dr. Knörck aus Berlin – Nikolassee, der gewöhnliche Ankerplatz war am Wannsee.

Der Name Beowulf für dieses neue Schiff entsprach dem damaligen Zeitgeist sich mit alten Heldensagen auseinander zu setzen, bzw. in diesen Helden Vorbilder zu sehen.

Die Saga Beowulf (aus einigen Filmen mittlerweile bekannt) ist das umfangreichste altgermanische Heldenepos und das erste große Meisterwerk der englischen Literatur. Möglicherweise ist es schon im 5 Jahrhundert bei den Angelsachsen entstanden. Beowulf wird als König der Geaten bezeichnet, weshalb man im allgemeinen davon ausgeht, dass er aus dem südliche Schweden stammt. Am bekanntesten dürfte wohl Beowulf’s Kampf mit Grendel sein. Einem Monster welches halb Mensch, halb Tier ist und am Meer lebt.  

In einem Artikel der Yacht von 1924 wird der 45er Beowulf erstmalig erwähnt und die Gründe erläutert, warum nach dem Krieg Flugzeugwerften sich mit dem Bau von Jachten beschäftigten.

Danach verschwindet Beowulf weitestgehend aus der Literatur. Bei verschiedenen Regatten in den 30er Jahren des letzten Jahrhunderts wird er erwähnt als gemeldet, wird aber nicht gewertet. Herr Dr. Knörck hat daraufhin wohl bald das Regattieren mit Beowulf aufgegeben.

1926 wird P 146 nochmals erwähnt. Er gehört jetzt einem Herrn Wanderer, heißt Wanderbursch und ist im SC Seddin beheimatet.

Den zweiten Weltkrieg hat Beowulf wohl auf seiner Steuerbordseite liegend in einem der Berliner Seen zugebracht. Dies sieht man noch heute an entsprechenden Schäden. Allerdings ist wohl auch daher noch der originale Kiel erhalten.

Nach dem Krieg wird Beowulf P 146 erstmalig am 5. Mai 1952 im BDS Register als Maria für einen Eigner Willi Rotkamp erwähnt. Dies für den Verein Ajax Neptun.
Eine weitere Registrierung gibt es 1967 als Libelle für einen Lothar Ratzschke, Verein Fortschritt Pirna, bzw. Uwe Rathsmann, für den Verein Einheit Meißen.

Später wechselt Beowulf noch öfter den Eigner, vor 1983 gehört das Schiff einem Bernd Dehmel, ab 1983-1985 ist es in Schwerin /Brandenburg bei einem Herrn Ludwig beheimatet. 1985 wechselt es in den Besitz von Herrn Hans Jürgen Senft, welches es bis 2004 behält und an verschiedenen Berliner Seen beheimatet. Die letzte Berliner Heimat von Beowulf ist der Möllenzugsee / Zeuthnersee und der Segelverein am Möllenzugsee.

Beowulf hat zu diesem Zeitpunkt noch immer sein altes, original Rigg mit einer fulminanten Peitsche. Auch die Segel sind teilweise noch aus Leinen. Sämtliche Einbauten dieses klassischen Schiffs sind  im Originalzustand. Nur das Cockpit wurde tlw. umgearbeitet.

Das Schiff wurde zum Erhalt in den 90er Jahren mit GFK beschichtet, da es im Originalzustand kaum noch schwimmfähig war und eine klassische Restauration wegen der in der damaligen DDR und auch den darauf folgenden Jahren herrschenden Knappheiten den Eignern dies nicht möglich gewesen ist.

2005 kam Beowulf dann an den Bodensee nach Friedrichshafen zum WYC. Im ersten Jahr wurde das Schiff  im originalen Zustand mit altem Rigg usw. gesegelt. Es war faszinierend, wie freundlich wir immer wieder mit diesem alten Schiff in den verschiedenen Häfen aufgenommen wurden. Dies ist mir besonders aufgefallen, da ich zuvor meist nur mit  Charterbooten am See unterwegs war.

Leider waren wir mit dem alten Rigg am Bodensee in keinster Weise konkurrenzfähig. So wurde ziemlich schnell klar, dass ein neues Rigg gebaut werden musste. Dieser Wunsch wurde verstärkt durch die Erkenntnis, dass der alte Mast im unteren Drittel ausgesprochen rott war.  Nach Wunsch des neuen Eigners musste es ein Hochrigg wieder mit der charakteristischen Peitsche aus Holz werden.

Im Sommer 2005 schon wurde Carpe Diem Yacht Design mit der kompletten Neukonstruktion des Riggs beauftragt. In Zusammenarbeit mit Nova Sails in Überlingen und dem Bootsbauer Karl Heinz Kaiser entstand im Winter 2005/2006 ein komplett neues Rigg, welches dem klassischen Rigg nachempfunden wurde, jedoch einen Vergleich mit so manchem modernen Rigg nicht zu scheuen braucht. Leider konnten wir dies bislang, außer bei einer Mittwochsregatta, noch nicht eindeutig unter Beweis stellen. Aber wir arbeiten daran.

Im Winter 2007/2008, Mark Riethmüller